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Universitätsbibliothek auf dem Campus Firmanei, Marburg

Auslober
Land Hessen, vertreten durch das Hessische Ministerium für Wissenschaft und Kunst in Wiesbaden

Wettbewerbsart
Städtebaulicher Ideen- und Realisierungswettbewerb, 2. Phase

Wettbewerb Würdigung
2008

Team
Sonja Müller, Tina Schumacher, Tobias Hübner

Fachplaner
Stötzer + Stötzer Landschaftsarchitekten, Freiburg i. Breisgau

Heterogene Baustrukturen im städtebaulichen Kontext, Wegbeziehungen und die Rücksichtnahme auf die Freiraumqualität des Botanischen Gartens formen das Bibliotheksgebäude als solitären und frei geformten Baukörper im Zentrum des Universitätscampus. Entwurfsziel ist eine dichte Vernetzung der Bibliothek mit der Stadt und den Universitätsbauten. Wege aus mehreren Richtungen münden in einem zentralen, zwei- bis dreigeschossigen Eingangsfoyer der Bibliothek, um die verschiedenen Höhenniveaus des Haupteingangs am Pilgrimsteig und des Botanischen Gartens behindertengerecht anzubinden. Das offene, gläserne Eingangsfoyer bietet interessante Blickbeziehungen zu Kirche-Botanischer Garten-Burg und in den Eingangsbereich der Bibliothek mit der zentralen Treppe und der runden Oberlichtkuppel mit blendfreiem Zenitlicht.Das Foyer erschließt das Cafe im Eingangsbereich am Pilgrimsteig, die Ebene der darunterliegenden Vortragsräume und der Garderoben und die Passage der neuen Wegverbindung auf Parkebene.

Die Lage der Bibliothek am Rand des Parks am Übergang zur heterogenen Baustruktur im Norden bestimmt den Entwurf von drei geschlossenen wirkenden Baukörpern für Buchstellflächen die über gläserne „Lesebrücken“ miteinander verbunden sind. Die geschwungene Form der Fassade artikuliert die bewegten Formen des Parks, der Wege und der Baumgruppen, berücksichtigt erhaltenswerte Bäume und formt maßvolle Aussenräume zu den umgebenden Gebäuden. Die Baukörpergliederung erleichtert die Integration in die vorhandene Baustruktur, formuliert Wegeführungen und reduziert die große Baumasse der Bibliothek. Die Form des Gebäudes spiegelt die weichen Formen des Parks wieder und schafft einen harmonischen Übergang zu den Bestandsbauten. Die horizontale und vertikale Gliederung der Fassade in eine massive Sockelzone, einem transparentem Zwischengeschoss und den darüber schwebenden Baukörpern unterstützt den Entwurfsgedanken einer maßstäblichen Integration in das bestehende Umfeld.


Die Gebäudeform und -gliederung bestimmt in der Folge den Gebäudegrundriss innen und die Raumabfolge von Buchstellbereichen und Leseinseln, die teilweise als Lesegalerien die Geschosse räumlich verbinden. Die Lage des Bibliothekeingangs in Gebäudemitte und der zentrale, kreisrunde Treppenraum schaffen kurze und übersichtliche Wege durch den Benutzerbereich und eine zentrale Anbindung der Betriebsabteilung und Verwaltung in der ehemaligen Hautklinik auf mehreren Ebenen. Der zentrale Erschließungsbereich setzt sich horizontal fort mit einem zentralen Bibliotheksweg in die einzelnen Abteilungen, er wird ergänzt durch offene Verbindungstreppen mit Oberlicht in den „Zäsuren“ der Lesebereiche mit Ausblicken in die Stadt und den Park. Die Bibliotheksebenen sind über 3 Kerne mit dem geschlossenen Büchermagazin in den unteren Geschossen verbunden. Die technische Versorgung erfolgt in gleicher Weise über diese zentralen Kerne. Durch die freie Gebäudeform und die lineare Geometrie der Buchstellflächen ergeben sich zusätzlich zu den Leseräumen im Randbereich kleine extrovertierte Leseinseln die Rückzugsmöglichkeiten bieten, den Buchstellbereich auflockern, die Fassade gliedern und Blickbezüge nach aussen herstellen.